Kleiner Rahmen für große Bitte
„Nach altem Brauch und guter Sitt´n, woll´n ma euch als Paten bitten.“ – mit reimenden Worten und in kniender Haltung trugen Köschings Floriansjünger Ende Mai ein besonderes Anliegen an die Hepberger Wehr heran. In Anbetracht ihres diesjährigen 150-jährigen Jubiläums waren die Wehrleute der Marktgemeinde nämlich noch auf der Suche nach einem standesgemäßen Patenverein.
Das Läuten sämtlicher Glocken ließ Köschings Bevölkerung in den Nachtstunden des 19. Oktober 1925 aufschrecken: Feueralarm! In der Ortsmitte stand der Stadel des Gastwirts Schlagenhaufer in Flammen. Neben dem aufopferungsvollen Einsatz der örtlichen Wehrmänner wurde damals in der Chronik vermerkt: „Um dreiviertel 12 meldet sich die jederzeit hilfsbereite freiw. Feuerwehr Hepberg.“ Auch wenn die „Stoabeißer“, so ihr Ortsneckname, keine Löschhilfe mehr leisten mussten, so zeugt dieser Satz noch heute von einer guten kameradschaftlichen Beziehung, die auch nach knapp acht einhundert Jahren immer noch Bestand hat.
Dass sich dieses gute Verhältnis nicht nur auf Ernstfälle bezieht, dafür stehen viele freudige Anlässe, wie etwa die gegenseitigen Besuche von Vereinsveranstaltungen oder das Patenbitten, das auf den Tag genau 94 Jahre nach dem Brand im Zentrum Köschings stattfand. Die damals spürbare Vorfreude auf das 150-jährige Gründungsfest der Hepberger Wehr, das im Juni 2020 über die Bühne gehen sollte, währte jedoch nicht lange: Corona machte dem lange geplanten Festwochenende einen Strich durch die Rechnung und selbst die verschobene Variante musste abgesagt werden.
„Damit sitzen unsere beiden Wehren gewissermaßen im selben Boot.“, wie Köschings Feuerwehrvorsitzender Christian Wittmann erzählt. Schließlich wurde auch die große Geburtstagsfeier der Köschinger Wehr vom 11. bis zum 13. Juni 2021 aufgrund der Pandemie ersatzlos gestrichen. Anstelle eines dreitätigen großen Festes wird das Jubiläum nun in kleinem Stil im Rahmen eines Gedenkgottesdienstes mit Segnung der sanierten Vereinsfahne begangen. Ein Chronik- und Ehrenabend soll am 3. September das Jubiläumsjahr beschließen.
Da Köschings Floriansjünger dabei nicht auf den Beistand eines Patenvereins verzichten wollten, machten sich Wittmann und sein Stellvertreter Stefan Lechermann Ende Mai auf den Weg nach Hepberg, um die dortige Vereinsführung um die Übernahme dieses Amtes zu bitten.
Auch wenn keine große Zeremonie mit kniffligen Aufgaben und gemütlichem Beisammensein abgehalten werden konnte, so mussten sich alle Beteiligten zunächst einer ungeplanten Prüfung beweisen: geduldigem Warten. Denn gerade als die „Mantelflicker“ – unter diesem Spitznamen sind die Köschinger weithin bekannt – ihre Bitte vortragen wollten, begann es zu regnen.
Nachdem sich der dunkle Himmel über der Nachbargemeinde gelichtet hatte, konnte die Anfrage standesgemäß in bairischer Reimform dargeboten werden. In der dabei eingenommenen knienden Haltung ließen sie Anton Beer und Ralf Bayerlein, die beiden Vorsitzenden der Hepberger Wehr, jedoch nicht allzu lange verharren: „An Paten soi ma eich macha, des is für uns a große Ehr, drum fällt uns de Entscheidung überhaupt ned schwer.“ Ihr deutliches „Ja“ verbanden die beiden mit der Hoffnung, dass man das Patenbitten bald in gewohnt traditioneller Weise mit den kompletten Mannschaften, der Erfüllung gewisser Disziplinen und einer gemeinsamen Brotzeit nachholen kann.
Bis dahin zeugen die ausgetauschten Urkunden von der erneuerten Patenschaft, aber auch vom guten kameradschaftlichen Miteinander, das beide Hilfsorganisation seit vielen Jahrzehnten verbindet.
Text: Christian Wittmann - FF Kösching