Gleichberechtigt bei der Feuerwehr Hepberg

14.10.2021
Seit dreißig Jahren verstärken Frauen die aktiven Mannschaft der Hepberger Feuerwehr

Aktuell sind bei der Hepberger Wehr von insgesamt 60 Aktiven 15 Frauen im Einsatz, sechs sind es bei der Jugend. Das war nicht immer so. Vor 30 Jahren wurden erstmals Frauen in die Hepberger Wehr aufgenommen. Grund genug zurückzublicken und mit den aktiven Feuerwehrfrauen der ersten Stunde zu sprechen.

„Wir waren auch schon einmal mit einem reinen Frauen-Fahrzeug im Einsatz“, berichtet der erste Kommandant der Hepberger Wehr René Karmann schmunzelnd. Was heutzutage ganz selbstverständlich ist, sah vor 30 Jahren noch ganz anders aus. „Das war damals schon ein gewisser Kampf“, erinnern sich Waltraud Hudi und Renate Schießl. Sie waren bei den ersten aktiven Frauen dabei und mussten zunächst einige Überzeugungsarbeit leisten. Denn damals war die Feuerwehr noch ein reiner „Männerladen“ und es gab einige Vorbehalte.

„Wir haben damals bei der Feuerwehr immer sauber gemacht und bei den Festen mitgefeiert. Dann wollten wir halt auch richtig dabei sein“, sagen die beiden Damen rückblickend. Den damaligen ersten Vorstand Max Seitz und den ersten Kommandanten Erwin Seitz hätten sie immer wieder „bearbeitet“, damit er sie mitmachen ließ. Hudi und Schießl holten noch weitere Frauen dazu, um die Leistungsprüfung 1991 ablegen zu können. Das erste Leistungsabzeichen gab es dann für eine reine Frauengruppe. „Gefeiert haben wir damals“, erinnert sich Renate Schießl lachend. Viel Unterstützung erfuhren sie dann im Jahr 1993 vom neu gewählten Kommandanten Kurt Lindner: „Der Kurt hat uns das alles ermöglicht, hat uns auf Lehrgänge geschickt und auf Ausbildungsübungen.“ 

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„Es war vor allem ein Kampf, dass uns die ältere Generation Männer akzeptiert hat“, sagt Heike Karmann. Sie ist langjähriges aktives Mitglied und bereits seit 29 Jahren dabei. „Bei der Jugend von heute ist das definitiv kein Thema mehr. Es ist wahrscheinlich auch eine Generationenfrage“, meint Karmann. Besondere Umstände und Unterschiede würden bei der Wehr zwischen Männern und Frauen auch nicht gemacht. Die Frauen übernehmen alle Funktionen, sind als Atemschutzgeräteträger, Gruppenführer oder Maschinisten im Einsatz. Oder absolvieren auch eine Motorsägen-Ausbildung.

„Die Frauen sind unverzichtbar“, unterstreicht erster Vorstand Anton Beer. Wie viele andere Wehren hoffen die Hepberger, dass weiterhin auch Frauen in die Feuerwehr eintreten und Nachwuchssorgen lindern. Mit Susan Pötzsch hat die Hepberger Wehr eine eigene Frauenbeauftragte. „Die Frauen sind aber nicht nur wichtig beim Einsatz, sondern lockern auch die Männerrunde auf. Das Gesellige und das Miteinander funktioniert besser mit Frauen“, sagt René Karmann, der seine Frau Heike übrigens bei der Feuerwehr kennen gelernt hat.

Frauen bei der Wehr zu haben hat auch einen ganz praktischen Vorteil: Gerade tagsüber sei es oft schwierig, Männer zu erreichen. Denn viele Feuerwehrleute arbeiten nicht vor Ort und seien dann im Einsatzfall nicht erreichbar. Oft sind es Frauen, die in Elternzeit seien und dann mit ausrücken können. Renate Schießl: „Manchmal war bei uns beim Einsatz die ganze Familie dabei, und der Kuchen noch im Ofen!“ Auch bei schweren Einsätzen mit Verletzten sind die Frauen „das Beste, was wir dabei hatten“, meint der Hepberger Kommandant. Der Grund? „Die Frauen könnten sich einfühlsamer um die Verletzten kümmern und diese eher beruhigen.“

Wie geht es den Frauen mit den schweren Einsätzen, bei denen sie auch mit Schwerverletzten und Toten konfrontiert werden? „Am Anfang haben wir nicht gewusst: können wir Frauen das?“ erinnern sich auch Waltraud Hudi und Renate Schießl. „Der Kurt Lindner hat uns dann beiseite genommen und gesagt: schaut mal, ob ihr das sehen könnt. Der hat das instinktiv gespürt und nachgefragt, ob man Hilfe braucht. Man ist immer unterstützt worden“, betont Waltraud Hudi. „Man darf die schrecklichen Bilder nicht so nah an sich heranlassen“, meint  Heike Karmann. Was ihr gerade bei Einsätzen mit verletzten Kindern nicht immer leicht fällt. Was ihr hilft: „Später im Feuerwehrhaus darüber reden zu können. Und das Bewusstsein: man hat diesen Menschen geholfen.“
Text: Verena Vogl

Haben wir Ihr Interesse geweckt ?

An einem Übungstag - jeden Mittwoch ab 19 Uhr am Feuerwehrhaus in Hepberg (Friedhofstraße 22)
können Sie sich erst einmal alles in Ruhe anschauen und unverbindlich an einer (oder mehreren) Übung(en) teilnehmen.

Sie sollten lediglich in Hepberg wohnen, zwischen 18 und 60 Jahren sein, Interesse, Teamfähigkeit und ein bisschen Zeit mitbringen.

Bei Fragen steht Ihnen auch gerne unser Kommandant - E-Mail: kommandant@feuerwehr-hepberg.de oder Frauenbeauftragte - E-Mail: frauenbeauftragte@feuerwehr-hepberg.de zur Verfügung.

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